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Das  therapeutische  Betreuungskonzept

ZUHAUSE AUF ZEIT

Die Therapeutischen Wohngemeinschaften

 

Bei manchen Betroffenen entwickelt sich die Essstörung so, dass sie für eine Weile in eine betreute Wohngemeinschaft einziehen und in Einzelfällen durch eine gesetzliche Betreuung auf Zeit unterstützt werden.

Die therapeutischen Wohngemeinschaften bieten mehr Freiraum als ein Klinikaufenthalt, erhalten jedoch für die Betroffenen durch die vorgegebenen esspsychotherapeutischen Unterstützungen verlässliche Strukturen im Alltag.

Das Zusammenleben mit anderen Betroffenen, begleitet von einem kompetenten multiprofessionellen Team, ist eine Chance, neue positive und gesunde Verhaltensstrategien zu erlernen, sie umzusetzen und im Alltag weiter zu entwickeln. Freiwilligkeit und Mitwirkungsbereitschaft der BewohnerInnen sind die Basis der therapeutischen Wohngemeinschaft.

Was wird für ein Leben ohne Essstörung gebraucht?

Halt finden – im Anderen und in sich selber – soziale Kompetenzen erlangen, Struktur im Essen haben und allgemein im Leben erfolgreich sein, das soll in unseren Wohngemeinschaften geübt werden. Im geschützten Rahmen und mit neuen Möglichkeiten der Selbstbestimmung, lassen sich Reifungs- und Abgrenzungsprozesse fördern. So kann man z.B. selber aussuchen, mit wem man zusammenwohnen will. Persönliches Handeln soll ohne Rückgriff auf die bisherigen destruktiven Strategien wie Hungern, Erbrechen, Essanfälle, Selbstverletzungen u.ä. auskommen. Unterstützung bei Alltagsanforderungen und daraus resultierenden Belastungen wird durch eine Rund-um-Betreuung ermöglicht.

Im Zentrum der Arbeit von amIDon steht die sozialpädagogische und
psychologische Unterstützung der BewohnerInnen in ihrem Nachreifungsprozess in der Persönlichkeitsentwicklung und damit im Überflüssig-Machen der Essstörung. Das Leben in der WG mit verstehenden anderen Betroffenen ist eine wirksame Hilfe Selbstmanagement- Strategien zu entwickeln, ganz besonders in Hinsicht auf eine altersentsprechende und gesunde Selbstbehauptung.

Gespräche

Ob es um Beziehungsgestaltung, die Schule/ein Studium, ein Praktikum, eine Ausbildung, Geldsorgen oder die Freizeitgestaltung geht: bei allen Lebens- und Alltagsfragen stehen die AnsprechpartnerInnen aus dem Team zur Verfügung. Grundsätzlich wird jede BewohnerIn durch eine BezugstherapeutIn individuell und kontinuierlich betreut – unterstützend, nicht bevormundend, als Begleitung auf dem Weg in ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben.

Familie

Familientherapeutische Sitzungen und Hilfen bei der Neugestaltung belastender oder durch Sorgen geprägte Familienkontakte werden regelmäßig angeboten. Die regelmäßig stattfindenden Familientage ermöglichen ein Zusammenwirken von BewohnerInnen, unseren sozialtherapeutischen Fachkräften, Eltern und Geschwister.

Schule/Beruf/Praktikum/Studium

Ein wichtiger Schritt in ein selbstbestimmtes Leben ist eine Schul- bzw. Berufsausbildung oder Studium, das mit Beginn des Aufenthaltes in der therapeutischen Wohngemeinschaft begonnen bzw. fortgeführt werden soll. Bei Bedarf werden individuelle Schulförderungen angeboten.

Wenn aktuell keiner Schul- oder Berufsausbildung oder anderen Tätigkeit nachgegangen wird, bieten wir im amIDon tagesstrukturierende Maßnahmen an.

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Betreuungs-/ Therapieangebote

Die engmaschige therapeutische Betreuung durch PsychologInnen und SozialpädagogInnen findet im Früh- und Spätdienst statt und wird bei der Jugendhilfeeinrichtung amIDon I durch die Nachtbereitschaft zur Rund-um-die-Uhr-Betreuung ergänzt.
Jede BewohnerIn wird neben den offenen Betreuungszeiten von einer fest zugeordneten BezugstherapeutIn begleitet, mit der Themen des Alltags besprochen und Probleme gelöst werden können.
Verpflichtende Therapie-Angebote sind die wöchentliche therapeutische Großgruppe, bei Symptomdruck die wöchentlich stattfindende Symptomgruppe, therapeutische Einzelgespräche (bei der BezugstherapeutIn und/oder PsychologIn), WG-Sitzungen, das gemeinschaftliche Essen, die Essrunden und begleitende Besprechungen mit den Ernährungsfachkräften.
Tägliche Reflexionsrunden ergänzen diese Betreuung bei Bedarf wirksam. Hinzu kommen Eltern- und Familienarbeit und unsere jährlich stattfindenden Familientage.

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Bezugstherapeutensystem

Bezugsbetreuung bedeutet, dass jede BewohnerIn für die Dauer des Wohnens im amIDon eine verlässliche und kontinuierliche Begleitung hat. Für die BewohnerInnen bedeutet dieses System mehr Klarheit, wer für sie zuständig ist, an wen sie sich wenden können und damit auch mehr Sicherheit und in der Regel auch eine engere Beziehung mit besseren Entwicklungschancen. Die BewohnerInnen setzen sich auf diese Weise mit ihrer Wahrnehmung, ihrem Erleben und ihrer Wirkung und Resonanz intensiv und fachlich begleitet auseinander und profitieren von den vielfältigen Prozessen, die sich im Zusammenleben ergeben.

BewohnerInnen können ihre BezugstherapeutInnen frei wählen. So gewährleisten wir, dass die „Chemie“ zwischen BewohnerIn und Bezugsbetreuung stimmt.

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Esspsychotherapie

Besonderer Bestandteil von amIDon ist die Esspsychotherapie. Esspsychotherapie bedeutet dabei das reale und konkrete Durchsetzen des Essens – bei stimmigen vorher abgesprochenen Portionen – gegen essgestörte Fehlüberzeugungen. Ein individuell erstellter Essplan für jede BewohnerIn bildet die Grundlage dafür. In gemeinsamer Absprache wird dieser von den Ernährungsfachkräften kontinuierlich der Gewichtsentwicklung und der Symptomaufgabe angepasst. Das Ziel ist es, dauerhaft den Normalgewichtsbereich zu erreichen, halten zu lernen und gleichzeitig auf die essgestörte Symptomatik zu verzichten. Dies gelingt weiterhin durch die Unterstützung beim Einkauf, der Anleitung beim Kochen, durch eine mögliche Nachbetreuung der Mahlzeiten, ggf. auch eine Zimmerkontrolle einschließlich der Kontrolle der Kühlschränke im Beisein der BewohnerIn.

Mahlzeitenbetreuung und Ernährung

Wir gewährleisten eine durchgehende Mahlzeitenbetreuung innerhalb unserer Einrichtung, angepasst an die jeweiligen Bedürfnisse der einzelnen BewohnerInnen.

Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten mit unterschiedlichen Betreuungsanspruch.

Auf der einen Seite die intensive Essens-Betreuung durch professionelle Ernährungsfachkräfte im Therapeutischen Esszentrum (TEZ).  Der Fokus liegt hier sowohl im Essverhalten, als auch die direkte Konfrontation mit bestimmten negativen Verhaltensmustern. Dazu werden innerhalb der Woche vom zweiten Frühstück, über das Mittagessen, Kaffeemahlzeit bis zum Abendessen und am Wochenende vom ersten Frühstück bis zum Mittagessen alle Mahlzeiten abgedeckt. Betreut werden die Auswahl, Planung, Beschaffung und Zubereitung der Mahlzeiten in einem gesicherten Rahmen. Besondere Beachtung wird hierbei neben dem Essverhalten und dem Esstempo der Kontinuität des Essrhythmus beigemessen.

Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit die Mahlzeiten in den einzelnen Häusern mit den zuständigen Fachkräften einzunehmen um ein normaleres Gruppengefüge sowie eine angenehmere, möglichst essstörungsfreie Atmosphäre zu gewährleisten.

Die therapeutische Küche des amIDon versorgt die BewohnerInnen an 7 Tagen der Woche mit kalorisch „gesicherten“ Mittagessensportionen, in der die Speisen vom Fachpersonal zubereitet werden.

Die BewohnerInnen werden im amIDon durch ein multiprofessionelles Team betreut, welches sich aus Ernährungsfachkräften, Pädagogischen Fachkräften und TherapeutInnen zusammensetzt.

Die Ernährungsfachkräfte gestalten nach neueste ernährungswissenschaftlichen Grundlagen in Absprache mit den BewohnerInnen einen ernährungsphysiologisch ausgewogenen, vollwertigen Tageskostplan in abgesprochener Portionsmenge. Dieser Tageskostplan wird individuell der Gewichtsentwicklung und der Entgegensteuerung der Essstörungssymptomatik angepasst. Ziel im amIDon ist es, das Normalgewicht zu erreichen und dies konsequent zu halten sowie auf essgestörte Symptomatik zu verzichten. Weitere Ziele sind Flexibilität im Umgang mit der Lebensmittelauswahl und das natürliche Gespür für ein normales Hunger- und Sättigungsempfinden zu erlangen.

In der wöchentlichen Essrunde besprechen die Ernährungsfachkräfte mit den BewohnerInnen die Gewichtsentwicklung, das Ess-, Trink- und Bewegungsverhalten, sowie ausgelebte essgestörte Symptomatik mit dem Ziel, eine gesundheitsfördernde Einsicht im Umgang mit Lebensmitteln zu erlangen.

Mehrmals im Monat bieten wir ein Einkaufstraining im Beisein einer Ernährungsfachkraft an. Hierbei liegt der Fokus auf der Identifizierung und Begrenzung essgestörter Verhaltensmuster die negative Auswirkungen auf diese Lebensmittelauswahl haben. Im Rahmen eines Coachings werden die BewohnerInnen darin befähigt, einen angemessenen Umgang mit der Lebensmittelhaltung und -bevorratung zu entwickeln.

In Lehrküchen-Workshops wird regelmäßig die Eigenständigkeit und ein sicherer Umgang beim zubereiten von Speisen gefördert.

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Selbstmanagement und Freizeit

Unser Ziel ist es, ein hohes Maß an Selbstmanagement zu erreichen. Dies bedeutet Strategien zu entwickeln, die eine erfolgreiche Alltagsverwirklichung ermöglichen, ohne dabei auf selbstschädigende Verhaltensweisen zurückzugreifen. Mit der Fähigkeit einer gesunden Selbstfürsorge und Selbstbehauptung mit realistischen Zielsetzungen auf dem eigenen Weg, sind die besten Voraussetzungen für ein gelingendes Leben geschaffen. Dies sind Basisinhalte unserer multiprofessionellen Arbeit.

Selbstmanagement

Der Einzug bei amIDon bedeutet zunächst den Schritt in eine Gemeinschaft zu tun. Das Leben in einer betreuten WG ist eine wirksame Hilfe, altersangemessene Selbstmanagement-Strategien zu entwickeln. Außerdem fördert dies den Erwerb sozialer Kompetenzen. Diese werden unter therapeutischer Anleitung sowohl innerhalb der Wohngemeinschaft als auch im sozialen Alltagskontext – wie z. B. in der Schule, im Praktikum, in der beruflichen Ausbildung, Studium, im Beruf – geübt.

Zur Überwindung destruktiver Symptomatik ist auch weiterhin eine angemessene Emotionsregulation erforderlich. Daher ist es uns ein Anliegen, die dafür notwendigen Prozesse anzuregen und zu fördern. Im ständigen Miteinander zwischen den BewohnerInnen und den TherapeutInnen soll Selbständigkeit und Autonomie erlernt werden, ohne dabei die Gemeinschaft aus den Augen zu verlieren.

Freizeitangebote

Die BewohnerInnen können alle Möglichkeiten der individuellen, eigenständigen Freizeitgestaltung nutzen. Bei mangelnden sozialen Kompetenzen, sozialer Unbeholfenheit oder hoher Bedürftigkeit nach Beachtung bzw. Ängsten vor Ablehnung fällt dies oft schwer. Um mit den verschiedenen Angeboten umgehen zu können, Bedürfnisse einschätzen zu lernen und sich auch etwas zuzutrauen, geben die Bezugstherapeuten Anstöße zur Freizeitgestaltung. Zudem organisiert amIDon eigene Angebote, die den Betroffenen zur Wahl stehen.

Regelmäßig werden Kreativangebote ermöglicht. Ferien- und Urlaubsangebote, wie gemeinsame Reisen, Theater- und Konzertbesuche werden zusätzlich gemeinschaftlich organisiert.